Venedig fasziniert die Menschen seit Jahrhunderten. Eine auf Pfählen errichtete Stadt, durchzogen von zahllosen großen und kleinen Kanälen, die malerisch von Brücken überspannt werden. Plätze, gesäumt von prächtigen Palazzi, manche mit frischem Anstrich, als wären sie erst gestern errichtet worden. Andere wiederum sind dem Verfall preisgegeben, strahlen aber nichtsdestotrotz noch immer eine würdevolle Aura aus. Aus vielen Fenstern flattern die Banner der ehemaligen Seemacht mit dem Wappentier: ein goldener, geflügelter Löwe mit einem geöffneten Buch in der erhobenen Pranke auf rotem Grund – das Symbol des heiligen Markus, dem Schutzheiligen der Stadt.
Autos, Roller und Fahrräder sucht man hier vergeblich, nur Boote, Fähren und die bekannten Touristen-Gondeln dürfen durch die Stadt der Kanäle schippern. Alle anderen bewegen sich zu Fuß durch die verwinkelten Straßen und Gassen, die ein einziges Labyrinth bilden und oft in die Irre leiten. Um die Serenissima, wie der Beiname Venedigs lautet, zu erkunden ist es am besten sich treiben zu lassen. So strandet man auch an weniger belebten Orten, weiter weg von den Touristenmengen rund um die Piazza San Marco oder die Rialtobrücke.
Unbestreitbar sind diese die berühmtesten Sehenswürdigkeiten der Stadt – und das zu Recht, denn der Markusdom, der Campanile und der Dogenpalast sind einzigartige architektonische Kunstwerke, die ihresgleichen suchen. Doch hat Venedig noch viel mehr zu bieten. Die folgenden Tipps können einen bereits wunderbaren Städtetrip in die Lagunenstadt noch außergewöhnlicher machen.
Campanile San Giorgio Maggiore
Wer (ohne langes Anstehen wie vor dem Campanile des Markusdoms) hoch hinaus will, der sollte sich mit der Fähre Linie 2 vom Markusplatz aus auf die Insel San Giorgio begeben, direkt gegenüber von Venedig. Hier befindet sich die prächtige Kirche San Giorgio Maggiore, die man bereits von der Piazza aus sieht. Der Eintritt in die Kirche ist frei und für 6 Euro geht es mit einem Fahrstuhl den 70 Meter hohen Glockenturm hinauf. Von dort eröffnet sich ein sagenhafter Panoramablick über den Giudecca-Kanal auf Venedig, den gegenüberliegenden Dogenpalast und die Piazza San Marco. Man hat die Lagune und die vielen Inseln im Blick und kann sich ein gutes Bild davon machen, wie weitläufig die Serenissima ist. Aber aufgepasst, nicht erschrecken, denn alle halbe Stunde läutet die Glocke direkt über den Köpfen der Besucher.
Burano – wie aus einem Film
Die Insel Murano kennen, dank des berühmten Murano-Glases, viele. Sie beheimatet die Glasbläser, die dort bis heute ihre Kunstfertigkeit ausüben. Burano hingegen kennen schon etwas weniger. Die kleine Insel liegt ein gutes Stück hinter Murano und ist ein absoluter Traum. Die Kanäle und kleinen Gässchen sind von kunterbunten Häusern gesäumt, welche an die Kulisse eines Disney-Films erinnern. Schlendert man über das bunte Eiland ist es fast unmöglich den Fotoapparat wegzulegen, denn immer wieder eröffnen sich wunderschöne Motive. Außer den schnuckeligen Häuschen wird auf Burano traditionell Spitze hergestellt. Einige der Geschäfte und das Museo del Merletto bieten sogar Vorführungen an, bei denen das grazile Kunsthandwerk präsentiert wird. Schon mal dort, bietet sich ein Abstecher auf die nahezu entvölkerte Nachbarinsel Torcello an. Neben einer über 1000 Jahre alten und mit kunstvollen Mosaiken geschmückten Kirche gibt es ein paar Restaurants – unter anderem das Locanda Cipriani, wo einst der amerikanische Schriftsteller Ernest Hemingway den Winter verbrachte. Auch heute lockt es noch den einen oder anderen Star an.
Mit dem Vaporetto Linie 12 ab Fondamenta Nuove erreicht ihr Burano in 45 Minuten. Torcello liegt nur fünf Minuten entfernt und auf der Hin- oder Rückfahrt sollte man auch die Insel Murano besuchen und den Glasbläsern bei der Arbeit zusehen.
Bücher, Bücher und noch mehr Bücher
In der Libreria Acqua Alta geht es ungewöhnlich zu. Der Name bedeutet übersetzt etwa „Buchladen Hochwasser“ und ist Programm. Versteckt in einer Gasse findet sich ein Paradies für jeden Bücherwurm. Das selbsternannte „schönste Buchgeschäft der Welt“ ist wirklich außergewöhnlich und zieht viele Besucher in seinen Bann. In den beengt wirkenden Verkaufsräumen stapeln sich die Bücher bis zur Decke und werden, wegen der Hochwassergefahr in Venedig, in Badewannen oder auch in einer kompletten Gondel aufbewahrt. In den zwei kleinen Hinterhöfen reihen sich wahre Bücherberge an die Backsteinmauern und erinnern an Fantasy-Romane á la Harry Potter. Diese Bücher sind von Regen, Wind und Wetter natürlich mitgenommen und nur noch Dekoration. Über eine Treppe aus gestapelten Büchern spähen die Besucher von oben über die Mauer und können den dahinterliegenden Kanal bewundern.
Adresse: Castello 5176/B, Campiello del Tintor
Drinks mit Panoramablick
Venedig hat unzählige Bars und Restaurants zu bieten, wer seinen Cocktail aber mit einer traumhaften Aussicht genießen möchte, der sollte sich von der Fähre (Linie 2, 4.1 oder 4.2) auf die Insel Giudecca bringen lassen. Hier überragt das ehemalige Fabrikgebäude Molino Stucky, welches heute das schicke Hilton Hotel beherbergt, die umliegenden Häuser und zieht die Blicke auf sich. Auf dem Dach thront die Skybar, mit einer unglaublichen Aussicht auf Venedig – und man muss kein Hotelgast sein, um hier einen Drink nehmen zu können. Die Cocktailkarte ist nach den sechs Sestieri (Stadtteilen) Venedigs aufgeteilt, die Getränke schmecken hervorragend und sind trotz der exklusiven Location bezahlbar. Bei Sonnenuntergang ist der Ausblick auf die Lagune wohl am schönsten, wenn das letzte Tageslicht diese einzigartige Stadt in die verschiedensten Schattierungen von Rot und Gold taucht.
Die Füße schonen mit den Vaporetti
Wer die Lagunenstadt einen Tag zu Fuß abläuft weiß, wie unglaublich weitläufig und verwinkelt sie ist, und wie schnell man sich dort verlaufen kann. Abends schmerzen dann oft die Füße und man fragt sich, wie man die kommenden Tage überstehen soll – schließlich gibt weder Busse noch Fahrräder. Hier können die Tickets für die Vaporetti, die öffentlichen Verkehrsboote, Abhilfe schaffen. Tages- oder Mehrtagestickets lohnen sich durchaus, vor allem wenn die Unterkunft auf dem Festland liegt und man jeden Tag mit dem Bus über die Brücke Ponte della Libertà fährt, die Venedig mit dem italienischen Festland verbindet. Die Tickets sind entweder direkt in der Unterkunft erhältlich oder am Eingang zu Venedig, dem Busbahnhof an der Piazzale Roma.