Dominikanische Republik - im Herzen der Karibik

27. September 2019  Chiara Lippke 
Impressionen

Wo Kolumbus die Neue Welt entdeckte, lockt heute ein abwechslungsreiches Land mit Dschungeln, Traumstränden und Metropolen zwischen Tradition und Moderne.

Die Dominikanische Republik erstreckt sich über zwei Drittel der Insel Hispaniola. Die zweitgrößte Insel der Großen Antillen ist dafür berühmt, das Christoph Kolumbus 1492 hier zum ersten Mal den Boden der Neuen Welt betreten hat. „Das ist das Schönste, was das menschliche Auge je zu Gesicht bekommen hat“, soll er damals gesagt haben. 1496 ließ er seinen Bruder Bartholome eine Stadt an der Mündung des Rio Ozama erbauen – La Nueva Isabela. Nach der Zerstörung durch einen Hurrikan im Jahr 1502 wurde die heutige Hauptstadt Santo Domingo mit soliden Steinbauten gegründet. Santo Domingo wurde schnell zur Machtzentrale der Neuen Welt. Bereits 1512 gab es hier eine Universität – die erste Hochschule Amerikas überhaupt.

Santo Domingo mit stimmungsvoller Altstadt 

Noch heute sind in der Zona Colonial die ältesten Häuser Amerikas zu bewundern, kein Wunder, dass der Stadtkern zum UNESCO-Weltkulturerbe erklärt wurde. Auf der Plaza España atmet der zweigeschossige Alcazar de Colón, der Kolumbuspalast, Geschichte. Ab 1510 erbaut, lebte hier der Sohn des Entdeckers als spanischer Vizekönig. Die mächtigen Massivmöbel kamen zwar erst 1951 durch einen Handel zwischen General Franco und Trujillo ins Museum, aber sie vermitteln trotzdem einen Eindruck davon, mit welchem Gepäck sich Diego Kolumbus damals hier niederließ. Die Decke des Empfangsraums stammte aus dem spanischen Toledo. Und im Tee-Zimmer – heute mit schickem Porzellan an den Wänden dekoriert – traf sich seine Ehefrau mit ihren 30 Hofdamen.

Der Stadtkern von Santo Domingo beherbergt die ältesten Häuser Amerikas. Das Denkmal zu Ehren von Christoph Kolumbus im Herzen Santo Domingos.

Wenn es nicht zu heiß war, spazierten sie gemeinsam über die naheliegende Calle Las Damas, die älteste Steinstraße der Neuen Welt. An dieser Altstadt-Achse sind die schönsten Häuser der Kolonialzeit zu finden, gekrönt von dem Befestigungsbollwerk Fortaleza Ozama aus dem Jahr 1502. Vom berühmten Torre del Homenaje, dem Huldigungsturm, wurden alle ankommenden Schiffe begrüßt und überwacht. Auch die Casas Reales sind nur wenige Schritte entfernt. Die Königlichen Häuser beherbergen eine sehr gute Ausstellung zur kolonialen Geschichte der Karibik zwischen detailgetreu wiederhergestellten Holzdecken, Türen und Fenstern. Hier gibt es nicht nur eine historische Apotheke mit einheimischen Heilkräutern zu bestaunen, auch der Audienzsaal mit Thron und Kronleuchter beeindruckt.

Gekrönt wird der Stadtspaziergang von einem Besuch in der Santa Maria de la Encarnación, sie ist die älteste Kathedrale Amerikas und die einzige im gotischen Stil. Ganz in der Nähe bieten Straßenhändler Larimar feil, einen blauweißen Schmuckstein, den es in dieser Form nur in der Dominikanischen Republik und bei Soave in Italien gibt. Oder wie wäre es zwischendurch mit einem lokalen Snack? Der Maispudding Majarete wird in den verschiedenen Lokalen serviert, die salzigen Teigfladen namens Yaniqueque sind sowohl in der Stadt als auch am Strand erhältlich. Die karibische Frühlingsrolle namens Pastelito wird mit kleingehacktem Fleisch und Gemüse gefüllt. Und zum Wurstspieß Longanisa gehört einfach die gebackene Banane.

Ein Grabmal wie eine Pyramide

Auf der anderen Seite des Rio Ozama wartet ein monumentales Grabmal in Kreuzform. Die Faro a Colón misst 237 mal 50 Meter und wurde zum 500. Jahrestag der Entdeckung Amerikas eingeweiht. Angeblich soll sich im hier ausgestellten Sarkophag der größte Teil der Gebeine von Christoph Kolumbus befinden, doch auch das spanische Sevilla erhebt Anspruch auf ein Grab des Entdeckers. An Feiertagen wird vom Faro aus ein Lichtsstrahl in Form eines Kreuzes in den karibischen Himmel projiziert, das sogar noch auf der Nachbarinsel Puerto Rico sichtbar ist. Eine ganz besondere Stimmung herrscht in Santo Domingo zum Karneval, der immer um den 27. Februar stattfindet. Dann pulsiert die Stadt zwischen Bachata, Merengue und Reggaetón und steht den großen Karnevalsmetropolen mit farbenprächtigen Kostümumzügen in Nichts nach. Derzeit leben geschätzte vier Millionen Einwohner in der größten Stadt der Karibik, die abgesehen vom Karneval eher kontinentaleuropäisch als karibisch wirkt: Kurze Hosen tragen nur Touristen, die einheimischen Männer laufen trotz der Hitze in Jeans und Anzug umher.

Künstler und Piraten in La Romana

Das Cruise Terminal von La Romana

Auch La Romana – ebenfalls an der Südküste gelegen – ist frei von klischeekaribischem Ambiente. Nachdem die Goldsuche hier erfolglos verlaufen war, schlummerte das Dorf über Jahrhunderte in einer Art Dornröschenschlaf. Erst der Zuckerboom ließ La Romana zur viertgrößten Stadt des Landes wachsen. Hauptsehenswürdigkeit ist heute ein Künstlerdorf, das komplett im mittelalterlich-mediterranen Stil gebaut wurde. Altos de Chavón ist die Stein gewordene Vision des Filmarchitekten Roberto Copa und des Industriemagnaten Charles Bluhdorn. Kein Wunder, dass Popikone Michael Jackson damals in diesem Märchenland Lisa Marie Presley geheiratet hat. Immerhin gibt es hier auch ein archäologisches Museum mit Funden aus der präkolumbianischen Zeit.

Wer karibische Natur sucht, dem ist von La Romana aus ein Ausflug zur Insel Catalina zu empfehlen. Gut fünf Kilometer vor der Küste gelegen, lässt sich dieses 9,2 Quadratkilometer große Eiland gut zu Fuß erkunden. Auch Christoph Kolumbus war hier schon unterwegs. Später wurde es ein berüchtigter Treffpunkt für Piraten wie Sir Francis Drake und Roberto Cofresi. Auch Captain Kidds 300 Jahre altes Schiff wurde vor der Küste der Insel gefunden – es liegt in gerade mal drei Metern Wassertiefe und ist somit ein ideales Ausflugsziel für Taucher und Schnorchler.

Samaná – das Tor zum Nationalpark

Auf der Nordseite des Landes geht es schon allein aufgrund des tropischen Klimas mit hoher Luftfeuchtigkeit deutlich karibischer zu. In der Provinz La Samaná legen die Kreuzfahrtschiffe gern für Strandausflüge an, sie führen etwa auf die berühmte Bacardi-Insel Cayo Levantado. Aber auch an der Nordseite der Halbinsel Samaná reichen die Kokospalmen bis ins Meer. Angeblich hat die Provinz die höchste Palmendichte weltweit. Zum Glück richten die Hurrikans im hügeligen Norden nicht so viele Schäden wie im Süden an. Im Zentrum der Insel reihen sich in der Cordillera Central übrigens die fünf höchsten Gipfel der Karibik aneinander – der Pico Duarte misst beeindruckende 3.098 Höhenmeter.

Alternativ bieten sich von Samaná Ausflüge in den Süden der Provinz an. Fast ein Drittel der Staatsfläche gehört zu verschiedenen Naturschutzgebieten. Im Nationalpark „Los Haitises“ stürzt der Wasserfall „Rio Limón“ aus 49 Metern in die Tiefe. Auf dem Weg hierhin reichen nach Vanille duftende Guides ihre Hand, damit man auf dem von Regenschauern durchweichten Untergrund nicht ausrutscht. Vanille gilt in der Dominikanischen Republik als natürlicher Moskitoschutz.
Wie wäre es mit dem Besuch einer ehemaligen Piratenhöhle? Malereien aus der präkolumbianischer Zeit künden hier von den Ureinwohnern namens Tainos. Die schönste im „Los Haitises“-Nationalpark soll San Gabriel sein, auch wegen der beeindruckenden Stalaktiten und Stalagmiten, die es hier gibt.

Nach der Conquista war die Region lange unbewohnt, sodass sich die Vegetation ungehindert entwickeln konnten. Entlang der Küste erstrecken sich dichte Mangrovenwälder, sie dienen zahlreichen Fisch- und vielen Krebs- sowie Krabbenarten als Rückzugsorte. Isolierte Karstfelsen, die vom Meer ausgewaschen wurden, bannen den Blick. Ein beliebtes Fotomotiv ist auch die „Boca de Tiburón“, eine Felsformation, die einem Haifischmaul ähnelt. Im Innern haben sich viele Stalaktiten gebildet und die Chancen, Delfine oder Seekühe zu sehen, stehen nicht schlecht. Von November bis März kann man in der Bucht von Samaná mit ein wenig Glück auch Wale beobachten, die sich während ihrer Paarungszeit hier aufhalten.

Der historische Kolumbuspalast in Santo Domingo. Christoph Kolumbus ist als Entdecker der Neuen Welt in Santo Domingo allgegenwärtig.

Amber Cove – der jüngste Kreuzfahrthafen

Erst vor wenigen Jahren wurde ebenfalls im Norden bei Puerto Plata ein neues Kreuzfahrtterminal namens Amber Cove eröffnet. Der Name Puerto Plata kommt übrigens von den silbrigen Blättern, die Kolumbus hier gesehen hat. Türkisblaues Wasser vor bewaldeten Hügeln begrüßt die Passagiere schon vom Schiff aus. Wer nicht im ressortartigen Hafen mit riesigem Duty-Free-Shop, Restaurants, Bars, Zipline und Pool bleiben möchte, steigt auf Safaritrucks, um über Buckelpisten ins Landesinnere zu fahren. Am Wegesrand stehen bunte, fensterlose Wellblechhütten, soweit das Auge reicht. Warum nicht das einfache Haus einer lokalen Familie mitten im Tropendschungel besuchen? Die Küche ist ein separater Bau, mit Abstand zu Wohn- und Schlafzimmer, denn hier wird noch auf einem Lehmofen über dem offenen Feuer gekocht. Auf dem Grundstück reifen Ananas und Mangos, Bananen und Cashewnüsse, Avocados, Oregano und Koriander. „Wir sind arm, aber wir sind reich“, sagt der örtliche Guide und strahlt übers ganze Gesicht. 

Darauf eine „Cola with vitamins“ – also Cola mit einem Schluck Brugal, dem lokalen Rum. Die Passagiere lernen, dass Zuckerrohr keine einheimische Pflanze ist, sondern von den Spaniern importiert wurde und dass es sowohl roten als auch grünen Kakao gibt und nur ersterer exportiert wird. Sie kaufen Mama Juana als Souvenir, ein Gebräu aus Rum, Wein, Honig und 50 bis 60 Sorten Holz, das luststeigernd wirken soll. Und sie sehen, wie mitten im Dschungel Zigarren aus kubanischem und dominikanischem Tabak von Hand gerollt werden – eines der wichtigen Exportgüter des Landes. Anschließend laufen sie auf einem Holzsteg durch die Mangrovenwälder zum Strand, um sich in der kühlen Brandung zu erfrischen. 

Während das Schiff wieder ablegt, kann man sich vorstellen, über die größte Schatzkammer der Welt zu fahren. So viele Schiffe sind hier untergegangen, so viele Piraten überfielen die Galeonen der Kolonialherren – auf dem Meeresgrund liegen Gold und Juwelen im Wert von mehreren Billionen Dollar. Im Puerto-Rico-Graben sind sie sicher, handelt es sich doch um die tiefste Stelle des Atlantiks. Doch die Tiefseerinne mehr als 8.000 Meter unter der Meeresoberfläche ist nicht tot: Hier an der Grenze zwischen Karibischer und Nordamerikanischer Platte rauchen die tiefsten Unterwasservulkane vor sich hin. Auch Hispaniola ist durch einen Unterwasservulkan entstanden. Damals, noch deutlich vor Kolumbus.

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